Die neue Freiheit im Homeoffice: Wie werden wir in Zukunft arbeiten?

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In der zweiten Folge des Podcasts Road to 2030 springt Felix Thönnessen, Coach, Keynote-Speaker und Unternehmer ins Zukunftsmobil, um mit Stefan Schmugge einen Technologiedialog zur Arbeitswelt von morgen zu führen. Sie sprechen unter anderem darüber, welche Rolle Technologie und Digitalisierung allgemein beim Wandel der Arbeitswelt spielen und wie Unternehmen sich den Start-Up Spirit zunutze machen können, um Projekte erfolgreich auf den Weg zu bringen. Anhören und Anschnallen nicht vergessen!

Hier klicken um weitere Insights des Technologie-Dialoges mit Felix Thönnessen nachzulesen. 

“"Der Markt wird sich dahingehend auch verändern, dass Du nicht mehr klassisch nach Stunden bezahlt wirst, sondern eben nach Ergebnis/nach Lösungen/nach dem was Du produziert hast."”

— Felix Thönnessen

Guest List

  • Felix Thönnessen Keynote-Speaker und Unternehmer ins Zukunftsmobil
  • Stefan Schmugge Moderator, Dell Technologies
  • Maria Nestroi Co-Moderatorin, Dell Technologies

Die Route ist berechnet. Ziel 2030.

Herzlich willkommen zur zweiten Folge von Road to 2030, den Technologie-Dialogen von Dell Technologies. Alle zwei Wochen machen wir uns mit dem Auto auf den Weg in Richtung Zukunft und sprechen über technische Entwicklungen, die uns bis dahin erwarten könnten. So ein Dialog führt sich natürlich nicht von alleine. Daher haben wir verschiedene Gäste eingeladen, die uns auf den Etappen Richtung 2030 begleiten. Ich bin Maria und heute eure Proviant-Beauftragte des Trips. Ich werde euch zwischendrin immer wieder mit leckeren Content-Snacks versorgen. Seid ihr bereit für die Fahrt? Dann Anschnallen nicht vergessen!

Maria Nestroi: Auf dem Fahrersitz sitzt heute wieder mein Kollege Stefan Schmugge. Hallo Stefan! #00:00:55.9#

Stefan Schmugge: Hallo Maria! Grüß dich! #00:00:58.1#

Maria Nestroi: Er spricht heute mit unserem Gast Felix Thönnessen darüber, wie sich unsere Arbeitswelt derzeit umgestaltet. Ich würde sagen, Felix, du kannst dich doch direkt mal selbst vorstellen. #00:01:07.7#

Felix Thönnessen: Ich hoffe, dass ich das hinbekomme. Vielen Dank erst mal, dass ich hier bei euch sein darf! Ich versuch‘s auch möglich kurz zu halten. Felix Thönnessen, ich werde, oh, bald schon 40 Jahre alt, wohne schön im Wald, was wunderbar passt zum Thema Digitalisierung, bin seit vielen, vielen Jahren als Keynote Speaker genau zu diesem Thema unterwegs, habe viele Jahre auch die Teilnehmer der Sendung „Die Höhle der Löwen“ gecoacht, das hat gut und mal weniger gut geklappt. Und beschäftige mich halt extrem stark mit dem Thema Zukunft, Digitalisierung und wie Unternehmen sich in der Zukunft aufstellen müssen, um erfolgreich zu sein. #00:01:42.7#

Stefan Schmugge: Auch von mir noch mal herzlich willkommen, Felix Thönnessen! Ich freue mich sehr, dich heute auf unserer Road to 2030 bei mir zu haben und bin schon extrem gespannt. Brauchst du was, hast du alles, sitzt du bequem? #00:01:56.4#

Felix Thönnessen: Ich sitze super-bequem. Ihr habt ja bestimmt für Speis und Trank während der Fahrt gesorgt. Nein, ich bin super-zufrieden. Danke! #00:02:02.2#

Stefan Schmugge: Perfekt! Dann lass uns gleich starten. Felix, wir sehen jeden Tag, wie sich die Arbeitswelt ständig um uns herum ändert. Wir sprechen über Digitalisierung, wir sprechen über demografischen Wandel, und die Globalisierung ändert eigentlich die Art und Weise, wie wir arbeiten, wo wir arbeiten und wann wir arbeiten. Ich hatte eigentlich das Gefühl, das ist ein relativ langsamer Prozess und dann kam auf einmal dieses biestige Ding und „Pling!“, der Arbeitsplatz der Zukunft ist plötzlich Gegenwart und alles um uns herum arbeitet von zu Hause aus. Wie nimmst du das um dich herum wahr? #00:02:36.9#

Felix Thönnessen: Ja, du hast das biestige Ding ja schon ganz gut beschrieben. Im Endeffekt befinden wir uns eigentlich in so einem ständigen Veränderungsprozess, der nie enden wird. Ich werde immer von Unternehmern gefragt, wann ist das denn alles mal vorbei und wann können wir uns denn jetzt mal wieder auf andere Sachen konzentrieren? Ich glaube, dieser Veränderungsprozess wird aufgrund der Geschwindigkeit, die die Digitalisierung hat, nie zu Ende sein. Und von daher müssen wir einfach schauen, wie wir als Unternehmer uns in diesem Veränderungsprozess aufstellen und langfristig damit umgehen. Wir haben halt jetzt gemerkt, dass es sozusagen wie so eine Potenz, eine zusätzliche Potenz gibt, die das ganze Thema noch mal ein Stück weit beschleunigt, dass einfach der ein oder andere Unternehmer, die ein oder andere Unternehmerin, gar keine Wahl mehr hat, jetzt sich diesem Thema anzunehmen. Prozesse, die eigentlich erst so ein bisschen in die Zukunft geschoben wurden, werden alle jetzt angegangen, weil man einfach merkt, dass diese Gesamtsituation, auch von der Natur her, einfach erfordert, dass wir uns jetzt mit dem Thema Digitalisierung sehr, sehr intensiv auseinandersetzen und viele Veränderungsprozesse einfach anstoßen müssen. #00:03:42.4#

Stefan Schmugge: Felix, du hast grad das Thema Proviant an Bord angesprochen. Wir haben Maria im Auto und die hat garantiert den ein oder anderen Snack parat für uns. #00:03:52.0#

Maria Nestroi: Genau, Stefan! Ich habe hier mal eine nette Umfrage von Bitkom gefunden, und zwar arbeitet aktuell fast jeder zweite zumindest teilweise im Homeoffice. Da seht ihr, was der aktuellen Situation so geschuldet ist. #00:04:09.5#

Felix Thönnessen: Spannend, was da passiert und wenn man sich das mal anschaut, es ist aktuell jeder zweite, jetzt muss man halt überlegen, wenn das garstige Ding irgendwann weg ist, wie viel es dann letztendlich dann noch sind. Aber zumindest merken wir, dass da eine massive Veränderung gerade stattfindet. #00:04:25.7#

Stefan Schmugge: Jetzt würde mich ja brennend interessieren, was passiert denn nach heute und nach morgen? Was glaubst du, Felix, werden wir von dieser neuen Arbeitswelt in die Zukunft mitnehmen? #00:04:36.9#

Felix Thönnessen: Ich glaube, wir werden jetzt so ganz verschiedene Phasen durchleben. Wir werden als erstes so eine Hybrid-Übergangsphase jetzt haben, wo im Prinzip eine komplette Durchmischung aller möglichen Arbeitsweisen, aller Dinge, die wir kennenlernen durften, sozusagen stattfinden. Wo Firmen, die jetzt gerade notgedrungen auf Homeoffice gestellt haben, sich fragen, wie sie damit dauerhaft umgehen werden. Wo andere Firmen nicht genau wissen, wie sie jetzt mit der Digitalisierung umgehen. Dann werden wir eine Phase haben, wo sich viele Unternehmen fragen, wie kann ich mich jetzt schnellstmöglich besser anders, erfolgreicher aufstellen. Und dann werden wir einen fortlaufenden Prozess haben in der Digitalisierung, der zu massiven Änderungen führen wird. Aber was man gerade im Moment halt auch feststellen muss, ist, es gibt ja viele Unternehmen, die jetzt sehr, sehr schnell ad hoc auf diese Situation reagiert haben, teilweise Systeme aufgesetzt haben, die gar nicht darauf ausgelegt sind, dauerhaft zu funktionieren. Wo du halt einfach schauen musst, okay, wir haben jetzt das und das aufgesetzt, aber das funktioniert auch nur notgedrungen. Wie ist das mit dem Datenschutz? Wie ist das mit Arbeitsrichtlinien? Wie ist das mit der Vernetzung der Mitarbeiter? Et cetera. Das heißt, da muss an der ein oder anderen Stelle sicher auch noch die IT-Infrastruktur überhaupt erst mal geschaffen werden, dass dann diese neuen Prozesse, diese Veränderungsprozesse in den jeweiligen Unternehmen auch wirklich umgesetzt werden können. #00:05:52.8#

Stefan Schmugge: Perfekt! Da springe ich noch mal rein, genau zu dem Thema mangelnde IT-Ausstattung. Das ist sicherlich einer der Gründe, die teilweise früher gegen Homeoffice gesprochen haben. Vielleicht ist es ja aber manchmal das fehlende Vertrauen in die Mitarbeiter oder die Befürchtung vieler Chefs, zu sagen, ah, da verliere ich ein bisschen die Kontrolle. Ist das etwas, was wir uns selbst eingebaut haben, eingebrockt haben? Oder wie siehst du das? #00:06:17.1#

Felix Thönnessen: Total, bin ich total bei dir. Man muss es ja auch ganz klar so sehen und sagen. Und davor ist ja auch keiner gefeit. Also alle meine Mitarbeiter befinden sich aktuell selber auch im Homeoffice beziehungsweise arbeiten remote. Einige schon immer, seitdem sie bei uns sind, die gerade aktuell in Bali, in Australien oder irgendwo in Kanada sitzen und arbeiten. Aber man muss ja immer darüber nachdenken, wie ist das jetzt konkret, wie funktionieren da bestimmte Dinge, wie funktionieren bestimmte Prozesse? Wie mache ich das mit der Zeitverschiebung, wenn ich Mitarbeiter habe, die teilweise mehrere tausend Kilometer entfernt sitzen? Und für viele Unternehmer ist jetzt dieser Schritt, seine Mitarbeiter ins Homeoffice zu entlassen, auch immer ein Risiko, eine Angst, wie du sie eben angesprochen hast. Also wie gehe ich denn damit jetzt überhaupt um? Arbeiten die denn auch, wenn die zu Hause sind, oder machen sie sich den ganzen Tag nur ein Käffchen nach dem nächsten und genießen auf der Couch zu Hause ihre Arbeitszeit? Also da muss ich einfach ein ganz, ganz spezielles Verhältnis zu meinen Mitarbeitern haben, ich muss Vertrauen haben, diese Schritte auch zu gehen. Weil dieser gesamte Prozess wird sich dauerhaft nicht verändern, sondern es wird immer noch mehr. Wenn ich in die Zukunft blicke, dann werden wir dort keine Bürokomplexe mehr haben, wir werden das gar nicht mehr so haben, wie wir das kennen. Eines Tages werden unsere Kinder, Enkelkinder zu uns sagen, ach verrückt, ihr seid immer mit diesen Autos mit Verbrennungsmotor in irgendwelche großen Bürokomplexe gefahren, wo jeder seine eigene Etage hatte und hattet da gearbeitet. Warum habt ihr denn nicht von zu Hause gearbeitet? Dieses ganze mit im Stau stehen und hinfahren, das waren doch alles nur zusätzliche Probleme. Wir werden uns sicher bei manchen dieser Dinge zukünftig fragen: Ja, warum haben wir das denn eigentlich gemacht? #00:08:01.4#

Maria Nestroi: Übrigens, Stefan, oder ihr beide, laut einer Bitkom-Umfrage wünscht sich fast jeder zweite Berufstätige einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice. Spielt dir natürlich jetzt auch in die Karten. #00:08:15.3#

Stefan Schmugge: Definitiv! Ich gehe noch mal einen Schritt zurück. Homeoffice klang ja gestern und vorgestern irgendwie cool und war eigentlich genau das, was sich viele der jungen Leute gewünscht haben. Jetzt ist es aber so, dass Arbeiten von zu Hause aus derzeit nicht auf Freiwilligkeit beruht. Felix, wo siehst du denn die größten Herausforderungen an der momentanen Situation? #00:08:37.2#

Felix Thönnessen: Ja, Homeoffice klingt natürlich erst mal super. Früher wollte jeder unbedingt ins Homeoffice. Aber ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass Homeoffice natürlich auch eine ganze Menge Schwierigkeiten mit sich bringt. Ich habe einen Mitarbeiter zum Beispiel, der in der Eifel in so einem kleinen 500-Seelen-Dorf lebt und auch aktuell von dort arbeitet, aber eine Internetverbindung hat, die eher aus der Steinzeit stammt. Das heißt, große Dateien teilen et cetera ist da zum Beispiel nicht möglich. Es gibt auch Mitarbeiter, die sagen: Hey! Zu Hause habe ich gar nicht die Ressourcen, um vernünftig zu arbeiten. Ich habe da kein eigenes Büro oder keinen eigenen Arbeitsplatz, ich muss da vom Küchentisch aus arbeiten, währenddessen die Kinder mit Lego gerade ihre Burgen aufbauen. Auch das ist natürlich beim Homeoffice eine große Herausforderung. Und natürlich brauche ich auch ein gewisses Vertrauensverhältnis zu meinen Mitarbeitern, dass ich einfach weiß: Hey! Arbeiten die dann auch vernünftig oder liegen die vielleicht nur auf der Couch und trinken ihren Cappuccino? Da muss ich einfach schauen, dass das einfach langfristig funktioniert. Ich brauche die IT-Infrastruktur dafür, damit ich mit meinen Mitarbeitern in den Projekten auch eben die entsprechenden Dateien, Ressourcen austauschen kann. Das muss natürlich alles auch entsprechend aufgesetzt sein, dass diese Dinge funktionieren. Also Homeoffice ist nicht nur einfach, sondern ist auch eine gewisse Herausforderung, die ich einfach als Unternehmer, als Unternehmerin, dann auch meistern muss. #00:10:06.9#

Stefan Schmugge: Und wenn wir dann den einen Tag im Büro arbeiten, dann bitte Stempeln nicht vergessen. #00:10:12.4#

Felix Thönnessen: Oder vielleicht haben wir dann schon so eine digitale Karte, ähnlich der damaligen Telefonkarte. Aber das ist eben das, ich brauche als Chef, als Führungskraft, ich brauche da natürlich auch das Vertrauen. Es gibt ja auch von mir aus immer noch Tools, die ich machen kann. Also ich kenne das von vielen Freelancern, mit denen wir gearbeitet haben, die bestimmte Time Tracking Tools verwenden, um sich irgendwo einzuloggen. Klar, kannst du da auch hingehen und sagen, ich logge mich jetzt morgens schon mal ein so, dann bin ich eingeloggt, und jetzt mache ich mir erst mal zwei Stunden lecker irgendwie meine Pancakes. Aber da kommt‘s einfach darauf an, und darum wird der Markt sich hier auch, und das ist ein ganz, ganz großer Einflussfaktor, auch im Bereich der Digitalisierung, nämlich HR, wird der Markt sich dahingehend auch verändern, dass du nicht mehr klassisch nach Stunde arbeitest, sondern eben nach Ergebnis, nach Lösungen, nach dem, was du produziert hast. Genauso wie du das ja auch in anderen Bereichen sozusagen schon hast. Wenn du quasi deine Produkte anbietest, so klassisches Marketing, da gibt’s so einen schönen Ausdruck, der heißt Value Based Pricing, also bezahle das, was der Mehrwert deines Produktes sozusagen ist für den Kunden. Also nicht, hey, was würdest du für eine Stunde Fitnesstraining bezahlen, sondern was würdest du dafür bezahlen, wenn du in sechs Wochen einen Waschbrettbauch hast. Und genau dahin geht auch im HR-Bereich durch die Digitalisierung die Entwicklung, dass die Mitarbeiter nicht mehr daran bemessen werden, ob sie denn sich um 8 Uhr eingestempelt und um 17 Uhr ausgestempelt haben, sondern was ihre konkreten Ziele, was die KPIs des jeweiligen Mitarbeiters sind und ob er diese Ziele sozusagen erreicht hat. Wir haben ein Teil davon, es ist auch nicht immer einfach, bei uns im Unternehmen schon eingeführt. Und ich habe zum Beispiel einen Mitarbeiter, der einfach wahnsinnig schnell, aber trotzdem qualitativ hochwertig arbeitet. Wir haben irgendwann mal über seine durchschnittliche Arbeitszeit, er wird Vollzeit bezahlt, gesprochen, und die liegt ungefähr bei fünf Stunden pro Tag, die er arbeitet. Mit der aber sein für mich schon hochgesetztes Ziel jedes Mal erfüllt. Und dann muss ich ehrlich sagen als Chef, dann ist mir es egal, ob er jetzt acht Stunden daran gesessen hat oder fünf, Hauptsache das Ergebnis stimmt halt am Ende. #00:12:12.8#

Stefan Schmugge: Auf das Thema Waschbrettbauch komme ich gleich noch mal zurück, aber jetzt habe ich eine Frage zum Thema Existenzbedrohung. Viele Unternehmen sind derzeit in ihren Existenzen relativ stark bedroht oder sehr stark eingeschränkt, weil ihnen einfach die Geschäftsgrundlagen wegbrechen. Was ist jetzt wichtig für Unternehmen oder auch für Unternehmer, was können diese tun, um auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren? #00:12:36.3#

Felix Thönnessen: Bei uns stand ja die Herausforderung genauso an, und wir haben das bei uns relativ frühzeitig in 3 Phasen geclustert. Wir sind als Erstes hingegangen und haben gesagt: Wir haben die 1. Phase, die wirklich Aktionismus heißt. Dinge, die du sofort tun musst, die deine Liquidität verbessern, die deine Strukturen verbessern, die planerische Dinge betreffen. Da haben wir einen kleinen Aktionsplan entwickelt, wo wir hingegangen sind und haben gesagt: Hey! Wir gucken uns auch unsere Ausstände an, wo können wir da was einholen? Welche Projekte müssen jetzt kurzfristig verschoben werden oder welche Projekte müssen eventuell nach vorne geholt werden? Dann haben wir uns unser bestehendes Geschäftsmodell in einer 2. Phase angeschaut, und haben überlegt: An welchen Stellen können wir unser bestehendes Geschäftsmodell aufgrund der derzeitigen Veränderungen oder auch der Digitalisierung anpassen? Wo können wir Dinge anders machen? Wo können wir jetzt unsere Produkte etwas zukunftsfähiger machen? Und haben dann eben entsprechend versucht zu reagieren. Und in der 3. Phase sind wir hingegangen und haben gesagt: Wie wird, ähnlich wie der Autofahrt, die wir gerade machen, wie wird die Geschäftswelt, wie wird die Unternehmenswelt in den nächsten zehn, 15, 20 Jahren aussehen? Und was können wir jetzt an langfristigen Dingen tun und machen, die auch unser Unternehmen langfristig erfolgreich machen und sich eben entsprechend aufstellen? Und ich empfehle immer jedem Unternehmen, das wirklich zu versuchen, in diesen 3 Phasen für sich selber ein wenig zu planen, also eine aktive, sehr proaktive, kurze Phase direkt zum Reagieren sozusagen zu haben, dann eben eine mittelfristige Perspektive, die die eigenen Produkte vor allem angeht, auch das eigene Geschäftsmodell, auch da eben aktiv über die Digitalisierung nachzudenken. Und dann eben auch darüber nachzudenken: Wie sieht denn die Welt in zehn, 20 Jahren aus und wie passen meine Produkte und Dienstleistungen da rein, beziehungsweise wie kann ich meine Produkte und Dienstleistungen dieser dann neuen Welt anpassen? Oder wo kann ich neue Produkte und Dienstleistungen schaffen, die sich eben dann genau dieser Zeit sozusagen anpassen? #00:14:44.2#

Stefan Schmugge: Ich hatte versprochen, das Thema Waschbrettbauch noch mal aufzugreifen. Bei Waschbrettbauch fallen mir sofort viele, viele Sport-Apps auf meinem Handy ein. Und Sport-Apps, da fällt mir natürlich sofort das Thema Start-ups ein. Felix, du selber hast schon eine Menge Start-ups begleitet. Warum werden Start-ups immer wieder als Vorreiter von Innovationen und als Trendsetter gesehen? Vielleicht kannst du da ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. #00:15:09.2#

Felix Thönnessen: Super gerne. Es gibt so ein schönes Zitat von Julius Cäsar, das heißt: If you want to conquer the island, burn the boats. Also, wenn ich eine Insel erobern möchte, dann muss ich auch bereit sein, die Boote zu verbrennen. Und das passt eigentlich zum Thema Start-ups und zu meiner Antwort eigentlich ganz gut. Weil du musst dir einfach Folgendes vorstellen: Du hast als Start-up im Endeffekt häufig nur einen Versuch, dass irgendwas klappt. Du weißt auch nicht genau, in welche Richtung alles läuft. Du machst einfach. Also du tust, du setzt um, du bist sehr pragmatisch. Und genau das unterscheidet häufig auch Start-ups von den großen Tankern, vielen Konzernen, vielen mittelständischen Unternehmen, die natürlich jede Unternehmensentscheidung häufig erst mal über 20 Stabsstellen gehen lassen und dementsprechend überprüfen und schauen und gucken und schauen und gucken. Und am Ende des Tages gibt’s vielleicht einen, der sagt: Ah nein, machen wir dann doch nicht, weil ist vielleicht zu viel Risiko. Und bei Start-ups besteht eben das Geschäftsmodell als solches schon aus dem Wort Risiko. Die gehen einfach schon hin und sind bereit, diese Schritte zu gehen, und paddeln eben mit diesen Booten zu dieser Insel, verbrennen diese Boote oder besser bei Start-ups, lösen die sich manchmal schon auf dem Weg dorthin auf und haben eigentlich nur dann die Möglichkeit, diese Insel zu erobern. Es gibt quasi kein Zurück mehr. Und das ist genau das, was die Start-ups eben ausmacht. Und wo diese Kooperation zwischen Mittelstand, Konzern und Start-ups auch eben so viel Sinn macht, weil ich eben einfach mit Hilfe dieser Agilität, dieser Flexibilität, diesem Pragmatismus, einfach Dinge häufig wesentlich schneller umgesetzt bekomme. Start-ups sehen eine Idee und überlegen. Ich habe heute Morgen noch mit einem Gründer gesprochen, der sagte. Ah, ich habe da so eine Idee, das setze ich jetzt einfach mal um. Und ist selber Techie, Programmierer, und hat gesagt: Komm! Lass uns nächste Woche Freitag mal telefonieren, dann habe ich so einen kleinen Prototypen fertig und dann können wir mal darüber sprechen. Ich glaube, das würde, nach meiner Auffassung, nicht in ganz so vielen Unternehmen so passieren. Da würde man vorher erst mal ein Konzept erstellen, eine Strategieplanung machen, 30 Arbeitskreise entwerfen und so weiter. Dementsprechend haben Start-ups häufig Geschwindigkeit, darum werden viele Innovationen auch von Start-ups getrieben. Weil sobald die ein Thema, einen Trend erkannt haben, sich diesem eben annehmen und dann forcieren, forcieren, forcieren. #00:17:38.5#

Stefan Schmugge: Ich weiß nicht, wie es dir geht, Felix, ich hätte schon wieder ein bisschen Hunger. #00:17:41.8#

Felix Thönnessen: Ja, gerne. Ich bin mal gespannt, was du Leckeres hast. #00:17:45.3#

Maria Nestroi: Klar, habe ich da was für dich, Stefan. Laut einer Studie von Dell Technologies und dem Institute for the Future zur Zukunft der Arbeitswelt glaubt die Mehrzahl der Führungskräfte, dass ihre Mitarbeiter bis 2030 bei der Nutzung neuer Technologien wie KI fit sein müssen. #00:18:00.7#

Stefan Schmugge: Felix, du arbeitest ja auch als Coach für Unternehmer und Gründer. Was müssen, aus deiner Sicht, Unternehmen, Gründer und Mitarbeiter mitbringen, und wie müssten die sich eigentlich weiterentwickeln? #00:18:13.8#

Felix Thönnessen: Also ich glaube generell, dass erstmal der wichtigste Faktor der ist, dass jeder Mitarbeiter, jeder Gründer, jeder Unternehmer erkennen muss, dass dieses Thema, sich weiter zu entwickeln, sich ständig zu verändern, elementarer Teil jedes Unternehmens sein sollte. Dass ich einfach diese Agilität brauche, dass ich diese Veränderung brauche. Früher, es gibt ja immer diese schönen Sprüche, die es bei uns so im Rheinland gibt „ist immer noch gut gegangen“ (Kölner Dialekt) oder „das haben wir schon seit 30 Jahren so und so gemacht, das wird auch noch die nächsten 30 Jahre funktionieren“ (Kölner Dialekt). Das wird immer weniger funktionieren, wenn es denn dann überhaupt mal funktioniert hat. Also ich muss hier als Unternehmen bereit sein, mich ständig zu verändern. Ich muss als Mitarbeiter bereit sein, mich zu verändern. Auch hier müssen viele Mitarbeiter sicher auch an sich ein Stück weit arbeiten. Das ist auch manchmal nicht ganz so einfach. Wenn ich mir vorstelle, ich habe 20 Jahre nach Methode A gearbeitet, und auf einmal werden sämtliche Prozesse erneuert und geändert, und mir sagt jemand, jetzt musst du aber so und so arbeiten, dann kommt ja „das haben wir aber doch immer anders gemacht“ (Kölner Dialekt). Da muss ich eben sehr, sehr auch bereit sein, das zu tun, um mich ein Stück weit auch anzupassen. Wenn ich diese Bereitschaft habe, als Unternehmen und auch als Mitarbeiter, dann bin ich da schon mal ganz gut aufgestellt. Und auch das Thema Weiterbildung, Weiterentwicklung spielt da natürlich eine große Rolle. Also die Unternehmen, die heutzutage erfolgreich sind, auch gerade im Bereich HR, Mitarbeiterführung erfolgreich sind, die auch langfristig Mitarbeiter binden, das sind auch immer die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern eben hier auch Ressourcen zur Verfügung stellen. Also, dass ich mich als Mitarbeiter hier auch weiterbilden kann, dass ich x Tage im Jahr zur Verfügung habe für entsprechende Weiterbildungen in meinem Bereich, in meiner Ressource. Und hier müssen die Unternehmen einfach eine ganze Menge tun, um eben langfristig auch die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen, die das Unternehmen weiterhin agil halten. #00:20:07.1#

Stefan Schmugge: Super! Jetzt hast du den Ausblick gegeben, was Unternehmen für ihre Mitarbeiter tun können. Was können aber die Mitarbeiter selbstständig tun? #00:20:16.2#

Felix Thönnessen: Als Mitarbeiter musst du dir natürlich heutzutage auch so ein Stück weit die Frage stellen: Wie sieht so deine eigene Karriereleiter aus? Weil, wenn ich so daran denke, mein Großvater hat irgendwie, ich glaube, 40 Jahre im selben Betrieb gearbeitet, ich glaube, das gibt’s heute nicht mehr ganz so viel. Also die Betriebszugehörigkeit, was ja schon ein an sich eher antiquierteres Wort ist, ist ja schon nicht mehr lang. Und hier muss ich einfach überlegen: Wo will ich als Mitarbeiter langfristig hin? Und da müssen Unternehmen eben auch Perspektiven schaffen. Also ich muss mir als Unternehmer oder als Mitarbeiter überlegen: Wie möchte ich mich langfristig entwickeln, aber welche Möglichkeiten habe ich auch innerhalb meines Unternehmens, mich weiterzuentwickeln? Welche links und rechts von meinem eigentlichen Tätigkeitsfeld andockende Bereiche gibt es, wo es Sinn macht, reinzuschnuppern, mein eigenes Portfolio sozusagen ein Stück weit zu erweitern? Also auch hier ist Agilität und Flexibilität der Mitarbeiter elementar. #00:21:10.3#

Stefan Schmugge: Ein weiser Mann hat mal gesagt: Weiterentwicklung von Menschen passiert nur außerhalb der Komfortzone. Wir können also festhalten: Die Menschen müssen sich aus ihrer Komfortzone heraus begeben. Ich glaube, Unternehmen allerdings auch ein Stück weit. Felix, welche erfolgreichen Beispiele hast du denn für uns zum Thema Digitalisierungsstrategien? #00:21:31.2#

Felix Thönnessen: Ich finde, das ist erst mal ein schönes Beispiel, was du gerade gebracht hast. Da möchte ich noch eine Sache zu ergänzen, wenn ich darf, zu diesem Thema Comfort Zone. Ich finde, das ist ja so ein sehr häufig genutztes Zitat: Du musst raus aus deiner Komfortzone. Ich sag immer, wenn ich mir die Komfortzone wie so einen Kreis um mich selber vorstelle, dann gibt es ja außerhalb dieses Kreises Punkte, die näher und weiter entfernt sind. Und ich muss ja vielleicht nicht für mich direkt das Ziel haben, den allerweitesten Punkt anzuvisieren, der sich außerhalb dieser Komfortzone befindet, sondern kann ja auch an Dinge mich selber messen, die vielleicht relativ nah am Rand meines eigenen Kreises sind. Also wenn ich jetzt zum Beispiel hingehe und sage, gut, ich habe einen kleinen Cousin, der mag gerne wandern im Wald, irgendwann biete ich dem mal an, eine Nachtwanderung zu machen, die er noch nie gemacht hat, dann ist das schon außerhalb der Komfortzone, aber vielleicht ist es derselbe Wald, den er kennt. Und vielleicht machen wir es auch erst mal mit einer Taschenlampe. Und, und, und. Und genau das passt perfekt zu dem zweiten Teil deiner Frage, nämlich zum Thema Digitalisierungsstrategien. Viele Unternehmen machen den Fehler, dass sie völlig auf dem Reißbrett von tollen Beratern empfohlene Digitalisierungsstrategien entwerfen, die aber häufig sehr weit weg von dem eigentlichen Geschäftsmodell sind. Man muss erst mal im Kleinen versuchen, an kleinen Stellschrauben Dinge zu entwickeln, Dinge anders zu machen, um sich langfristig erfolgreich aufzustellen. Ein unternehmerisches Beispiel: Wer da gerade relativ viele Dinge tut, ist zum Beispiel Spotify. Spotify hat auch im Zuge jetzt dieses grässlichen Dings, was durch die Luft fliegt, hat Spotify auch entschieden quasi: remote work first. Die sind halt so hingegangen und haben gesagt: Auch nach dieser Situation wollen wir quasi hingehen und sagen, hey, die erste Anlaufstelle, wo unsere Mitarbeiter arbeiten, ist von zu Hause. Und unsere klassischen Firmenzentralen werden wir dauerhaft zurückfahren, weil wir gemerkt haben, ja, wir haben da Wege gefunden, wie es geht, wie es machbar ist. Und hier eben ganz digital aufzutreten, also wirklich diesen Schritt zu machen und jetzt schon zu sagen: Das ist schon unsere Endlösung. Auch wenn man sich zum Beispiel das Produktportfolio als solches dann anschaut, gibt es hier viele, viele Anpassungen. Wer sich die Entwicklung zum Beispiel von Podcasts anschaut, kann man ja auch sagen: Spotify zum Beispiel war oder ist ja eigentlich ein Streaming-Dienstleister für Musik, der sich jetzt hochexklusive Podcasts quasi einkauft für viel, viel Geld. Viele, viele hundert Millionen Dollar, die hier fließen, um sich zukünftig neben dem großen Anbieter Apple quasi als Dienstleister im Bereich Podcasts zu positionieren. Und das ist als Unternehmen ganz, ganz wichtig. Also aus dem bestehenden Geschäftsmodell heraus zu agieren, erst mal zu überlegen, welche Prozesse, kleinen Prozesse kann ich digitalisieren, wo kann ich was dranflanschen, was verbessern, um digitaler zu werden, und nicht mein komplettes Geschäftsmodell über den Haufen zu werfen. Das ist, nach meiner Erfahrung, immer die beste Digitalisierungsstrategie. #00:24:44.5#

Stefan Schmugge: Mega-Überleitung zur nächsten Frage. Ich wollte nämlich noch mal das Thema modernes Arbeitsumfeld aufgreifen. Was genau macht ein modernes Arbeitsumfeld, aus deiner Sicht, aus? Und wie sieht es konkret aus? #00:24:58.6#

Felix Thönnessen: Also ich glaube, bei dem Arbeitsumfeld der Zukunft werden sich so viele Dinge ändern, dass es selbst mir schwerfällt, sich das alles vorzustellen. Wir fangen an mit dem Begriff Global Working. Also, wenn ich mir anschaue, wo unsere Mitarbeiter mittlerweile arbeiten, wo Mitarbeiter von Kunden von mir arbeiten, und auch in Festanstellung, nicht nur klassische Freelancer, dann ist das wirklich schon überall auf der Welt. Wir werden sehr, sehr viel remote arbeiten von verschiedenen Plätzen. Wir werden zukünftig noch mehr Coworking-Spaces haben. Ich hatte jetzt gerade eine Gründerin in der Beratung, die zwei große Coworking-Spaces aufbaut, aufsetzt, die ganz speziell sich an Frauen richten, die alleinerziehend sind und gleichzeitig arbeiten und parallel eine Kinderbetreuung brauchen. Also dieses Coworking-Space hat eine integrierte Kinderbetreuung. Hier wird eine ganze, ganze Menge passieren, was so die Arbeitswelt als solches quasi angeht. Auch was hier beim Arbeiten ein großes Thema wird, früher immer ein bisschen verrufen, wo man eher gesagt hat, das klingt ja eher ein bisschen spießig, was wir auch bei uns gemerkt haben, ist das klassische Thema des Projektmanagements. Weil wenn viele Dinge sehr zergliedert sind und du nicht mehr diese zentrale Anlaufstelle deines Bürokomplexes hast, brauchst du jemand, der diese Projekte überwacht, der diese einzelnen Schnittstellen miteinander verbindet. Und hier wird auch eine große Ressource und hier werden, glaube ich, auch zukünftig ganz, ganz viele Stellen geschaffen von digitalen Projektmanagern, die diese unterschiedlichen Mitarbeiter von der ganzen Welt miteinander vernetzen und dann dafür sorgen, dass diese Projekte letztendlich trotzdem erfolgreich sind. #00:26:39.4#

Stefan Schmugge: Ist das, aus deiner Sicht, auch ein Generationsding? #00:26:42.4#

Felix Thönnessen: Ja, das ist ja immer so ein bisschen so die Frage. Wenn ich bei meiner Großmutter, die ist 93 Jahre, die sagt immer zu mir „Junge, hör mal, ich bin früher für 10 Pfennig mit der Bahn bis nach Dülken“ (Kölner Dialekt), das ist hier so ein Dorf um die Ecke, „gefahren“, wenn ich der jetzt was von Digitalisierung erzählen, dann sagt die mir „Hör mal. Ich habe jetzt hier“, sagte sie letztens zu mir, „ich gucke jetzt Serien auf diesen Scheiben“. Dann habe ich gesagt, auf was denn für Scheiben? „Ja, auf den Scheiben, auf denen ihr Musik hört.“ Und meine Oma meinte dann DVDs. Für meine Oma hat jetzt gerade der Übergang von der VHS-Videokassette zur DVD stattgefunden. Wir können darüber lachen, aber wir müssen uns immer im Klaren darüber sein, dass jede Zielgruppe, jede Altersgruppe, jede Generation, und das war ja so ein bisschen auch deine Frage, an einer ganz unterschiedlichen Stelle steht. Wenn ich mit meinen Kunden spreche, dann sagen die immer: Ha, wie machen wir das denn? Macht das Sinn für uns, Werbung auf Facebook zu schalten? Währenddessen andere sagen: Ja, aber die ganzen jungen Menschen, die sind doch alle bei Instagram. Die ganzen jungen Menschen, die sind nicht mehr bei Instagram, die sind dann schon bei Twitch oder bei TikTok oder bei irgendeinem ganz anderen Tool. Das heißt, die Geschwindigkeit der Digitalisierung, auch was zum Beispiel soziale Medien angeht oder Marketing angeht, die ist so immens, dass wir uns hier immer wieder neuen Dingen sozusagen anpassen wollen oder anpassen müssen, dass wir halt als Unternehmer hier auch erfolgreich sind. #00:28:03.1#

Maria Nestroi: Übrigens, laut einer IDC-Studie im Auftrag von Dell Technologies und VMware haben bisher lediglich 29 % der Unternehmen in Europa eine „Future of Work“-Strategie. Das ist nicht so viel bisher, oder? #00:28:16.5#

Felix Thönnessen: 29 % von 100, da bleiben ja noch 71 über. Jetzt ist natürlich immer eine Frage, wie man auch Strategie dann definiert. Also ich muss jetzt ehrlich sagen, wir haben jetzt auch kein Dossier hier liegen, wo Future of Work draufsteht und unsere Mitarbeiterstruktur für die nächsten 500 Jahre definiert ist. Weil man wahrscheinlich das Papier, auf dem es gedruckt ist oder die Datei, schon nach zwei Wochen wieder löschen könnte, weil es einfach schon wieder viele Änderungen gibt. Dennoch ist es natürlich als Unternehmer extrem wichtig, sich damit auseinander zu setzen. Wir sehen es doch auch gerade jetzt, jetzt passieren doch genau diese Dinge. Vor dieser potenziellen Krise, die größte Problematik im Mittelstand und auch im Konzern, Mitarbeiterbeschaffung. Also wir haben eine funktionierende Wirtschaft, woher kriegen wir denn jetzt auf einmal Mitarbeiter, wenn uns da Ressourcen fehlen? Dann reden wir über Diversifikation, über Mitarbeiter aus dem Ausland, über XYZ oder doch wieder eigene Trainee-Programme. Jetzt auf einmal haben wir einen großen Veränderungsprozess, der stattfindet, wo wir eventuell wieder mit mehr Arbeitslosen umzugehen haben, wo wieder mehr Mitarbeiter-Ressourcen zur Verfügung stehen. Also da verändert sich der Markt extrem. Aber als Unternehmer ist es einfach auch wichtig, gerade wenn wir über Recruiting oder auch Employer Branding und Mitarbeiterbindung reden, wie kann ich mich als Unternehmen hier langfristig positionieren? Wie kann ich einem Bewerber in einem Vorstellungsgespräch das Gefühl geben, du arbeitest hier dann bei einem zukunftsträchtigen Unternehmen? Und das ist gerade im Mittelstand natürlich ein großes, großes Thema. Wenn ich jetzt ein Industrieunternehmen bin, dann jungen Menschen klarzumachen, hey, hier, der Maschinenbau, das ist hier eine Zukunftsbranche. Weil er hat ja mit dieser Branche bisher gar nichts zu tun gehabt und stellt sich offenkundig natürlich auch die Frage: Ist das denn so? Wie viel macht ihr denn mit Computern? Und da muss ich als Unternehmen einfach eine Strategie haben, ob ich die dann in einem konkreten Dossier habe, im Kopf des Geschäftsführers oder des Personalers, das weiß ich nicht. Aber es ist einfach wichtig, so einen Leitfaden zu haben, dass ich weiß, wo will ich hin und wie kann ich auch meine Mitarbeiterstrukturen langfristig abdecken. #00:30:25.8#

Stefan Schmugge: Felix, kommen wir noch mal von der Strategie zu einer konkreten Handlungsempfehlung. Was wäre, aus deiner Sicht, der erste Schritt, den ein Unternehmen gehen muss, um ein modernes Arbeitsumfeld zu schaffen? #00:30:38.1#

 

Felix Thönnessen: Wenn ich als Unternehmer ein modernes Arbeitsumfeld schaffen will, dann ist das Erste, was ich tun muss: Was tun. Also ich muss einfach mir selber erst mal Gedanken dazu machen, dass ich auch wirklich etwas umsetze, dass ich etwas mache. Und nicht, dass ich eben nicht, nie in die Handlung komme. Und das ist das, was viele Unternehmer heutzutage falsch machen. Die überlegen, überlegen, überlegen und am Ende des Tages wird nichts konkret umgesetzt. Das heißt, das würde ich als allererstes tun und machen. Ich würde eine Umfrage meiner Mitarbeiter starten, mit meinen Mitarbeitern gemeinsam in einer Taskforce überlegen: Was können wir bei uns im Unternehmen machen? Was glaubt ihr, was sind Prozesse, die optimiert, erneuert, moderner, agiler, digitaler sein sollten? Ich würde mir Unterstützung holen bei dem Thema. Ich würde mir, das darf ich als Berater hoffentlich sagen, einen Berater besorgen. Ich würde mir jemanden besorgen, der das in ein paar Unternehmen schon gemacht hat. Mit mir gemeinsam durchgeht: Wie sieht denn meine Branche zukünftig aus? Wie sehen denn die Ansprüche an Mitarbeiter zukünftig aus? Und wie können wir hier ganz konkret arbeiten und ganz konkrete Dinge tun? Was ich hier auch sehr hilfreich finde, ist, ich würde als Unternehmer oder als Unternehmen mal ein paar Start-ups besuchen. Ich würde mal zu Start-ups gehen, würde mir mal deren Arbeitsmethoden angucken, würde mir angucken, wie die Mitarbeiter da arbeiten. Würde mir ganz spezielle agile Arbeitsunternehmen schon mal anschauen. Es gibt viele gute Bücher genau zu dem Bereich, wo ich unternehmen finde, die agil oder Future of Work, schon Dinge getan haben. Zwei, drei Beispiele daraus. Die sind zum Beispiel hingegangen und haben gesagt: Wir schaffen Arbeitstitel ab. Also bei uns gibt es nicht mehr Head of oder Marketingleiter oder Marketing Assistant, die Begriffe gibt es bei uns ganz konkret nicht mehr. Und jeder Mitarbeiter kriegt zum Beispiel zwei, drei Tage pro Jahr zur Verfügung gestellt, an denen er an Weiterbildungen, Seminaren teilnehmen kann, die er sich selber aussuchen kann, um auch hier eben agiler zu sein. Also ich brauche da nicht alles selber neu zu erfinden, sondern ich würde mir die rauspicken, die da schon agil unterwegs sind, und das sind halt ganz häufig Start-ups. Würde mir angucken, was die machen, würde mit denen Gespräche führen, was bei denen gut funktioniert hat und was ich daraus mitnehmen kann und auf mein eigenes Unternehmen adaptieren kann. Und ich glaube, so komme ich relativ schnell in die Umsetzung. #00:33:02.1#

Stefan Schmugge: Felix, die Fahrt nähert sich schon fast dem Ende. Es hat mir großen Spaß gemacht. Und nachdem du uns so großartig durch alle Staus und alle Baustellen auf unserer Strecke durchnavigiert hast, habe ich aber noch eine persönliche Frage zum Abschluss. Was glaubst du, wie wirst du persönlich in fünf oder in zehn Jahren arbeiten? #00:33:23.1#

Felix Thönnessen: Das ist eine spannende Frage. Jetzt würde ich natürlich als jemand, der Vorträge zum Thema Digitalisierung hält, sagen, wir sind schon relativ digital, ich kann schon von fast überall auf der Welt arbeiten, unsere Beratungen finden schon fast alle quasi digital statt. Ich glaube, das Thema KI, Virtual Reality, Augmented Reality wird auch bei mir dann eine sehr, sehr große Rolle spielen. Dass ich mir vielleicht bestimmte Dinge darüber sozusagen anschaue, dass ich mit mehreren Leuten darüber Meetings habe, dass wir uns darüber vielleicht noch ein wenig mehr austauschen können. Ich glaube, meine Mitarbeiter werden noch mehr von verschiedenen Stellen der Welt sozusagen entstammen, nenne ich das jetzt einfach mal so. Wir haben das die Tage bei uns mal witzigerweise festgestellt, wir sind jetzt natürlich ein wenig kleiner als Dell, marginal, aber ich bin zum Beispiel jetzt in unserem Unternehmen der einzige Deutsche. Ich bin witzigerweise der einzige Deutsche, der bei uns im Unternehmen arbeitet, ansonsten haben wir nur internationale Mitarbeiter. Ich glaube, dass auch hier Sprache natürlich eine immer größere Rolle spielen wird, dass Tools, die wir nutzen, eine große Rolle spielen werden. Aber es gibt auf der anderen Seite auch immer mal, um mal die ganz kleine Lanze der Analogilität, keine Ahnung, wie es heißt, zu brechen. Es gibt auch immer noch mal so Sachen, wenn ich an eine Weihnachtsfeier zum Beispiel denke, um als schönes Abschlusswort zu haben, dann kann ich mir noch nicht vorstellen, mit einer Virtual Reality Brille mit meinen Mitarbeitern eine Weihnachtsfeier zu machen, sondern dann fände ich es schon ganz schön, auch das klirrende Geräusch zu haben, wenn wir zwei Wassergläser oder Weingläser gegeneinanderstoßen. #00:35:06.1#

Stefan Schmugge: Vielen Dank, Felix! #00:35:08.3#

Felix Thönnessen: Gerne, gerne. #00:35:09.5#

Sie haben Ihr Ziel erreicht.

Maria Nestroi: Damit bedanke auch ich mich bei dir, Felix, dass du heute bei uns mitgefahren bist und mit uns auf die Zukunft geschaut hast. Und jetzt würde ich dich hier aussteigen lassen. Danke! #00:35:24.1#

Felix Thönnessen: Vielen Dank! Hat super viel Spaß gemacht. Danke euch und dann hüpfe ich einmal raus. #00:35:28.9#

Stefan Schmugge: Das war wirklich ein spannender Einblick in die Arbeitswelt von morgen, die sich schneller verändert als der eine oder andere sich das vielleicht wünscht. Ich persönlich finde, wir haben eine Menge gelernt. Wir haben gelernt, was Waschbrettbäuche mit Start-ups zu tun haben. Und wir haben auch eine Menge gelernt über die Mentalität von Start-ups, nämlich dass, wenn ich eine Insel erobern möchte, ich auf jeden Fall den Mumm haben muss, meine Schiffe zu verbrennen. Das eine oder andere Unternehmen könnte sich vielleicht zum Thema Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie dort oder hier eine Scheibe von abschneiden. Das wünschen wir Ihnen auf jeden Fall. Viele Grüße von Dell Technologies! #00:36:08.0#

Maria Nestroi: Liebe Zuhörer, wenn euch die Folge gefallen hat, dann klickt doch in zwei Wochen wieder rein, denn da geht es weiter mit Dr. Anita Stangl zum Thema digitale Schule. #00:36:16.9#

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