Schöne neue Arbeitswelt: Wie die virtuelle Realität die Berufswelt verändert

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Wir tauchen ein in die virtuelle Arbeitswelt. Ob im Fahrzeugbau, der Architektur oder in der Medizin – die virtuelle Realität hat bereits in vielen Arbeitsbereichen Einzug gehalten. Wie verändert das Arbeiten in der virtuellen Realität die Berufswelt und welches Potenzial steckt darin für andere Branchen? Darüber spricht Daniel Volke, Leiter des Bereichs Softwareentwicklung VR bei der Volke Unternehmensgruppe, mit Stefan Schmugge.

Wie Designer das Arbeiten im Virtuellen Raum erleben – und wie das Arbeiten in der Cloudmodelling Software aussieht? Hier mehr erfahren!

“"Natürlich kann mich nicht 8 Stunden am Tag immer unter der Brille bleiben, weil einem ja auch ein bisschen heiß wird unter der Brille, aber meine Erfahrung ist auch mit Neulingen, die damit arbeiten: So ab dem zweiten, dritten Tag setzen die die Brille auf und wenn sie sie wieder absetzen sind sechs Stunden vorbei. Und die sagen: Was? Schon vorbei? Also die Leute gewöhnen sich sehr schnell da dran und bleiben auch dann wirklich da drin, weil sie das als echte Realität wahrnehmen."”

— Daniel Volke

Guest List

  • Daniel Volke Leiter Softwareentwicklung VR, Volke Unternehmensgruppe
  • Stefan Schmugge Moderator, Dell Technologies
  • Maria Nestroi Co-Moderatorin, Dell Technologies

steckt darin? Genau darüber sprechen wir heute mit Daniel Volke, Leiter des Bereiches Software-Entwicklung VR bei der Volke Unternehmensgruppe. Ich bin Maria und heute euer Co-Host und Proviant-Beauftragte des Trips, und werde euch zwischendurch immer wieder mit leckeren Content-Snacks versorgen. Seid ihr bereit für die neue Etappe? Dann Anschnallen nicht vergessen! #00:00:57.7#

 

Auf unserem Fahrersitz sitzt heute wieder Stefan Schmugge. Stefan, Jetzt haben wir schon ein paar Etappen gemeinsam gemeistert. Wie geht es dir denn heute? #00:01:08.6#

 

Stefan Schmugge: Du hast recht, Maria, es sind wieder zwei Wochen um. Ich freue mich riesig wie ein kleines Schulkind auf den heutigen Podcast. Denn ich habe nicht nur dich im Auto, sondern wir haben auch einen unglaublich spannenden Gast im Auto. Jetzt lüfte ich auch das Geheimnis, warum ich mich wie ein Schulkind freue, denn wir haben heute als Thema die virtuelle Realität. Wenn ich mich noch zurückerinnere an meine Kindheit, da wollte ich eigentlich immer mit einer VR-Brille spielen, da gab‘s das damals noch nicht, da musste man normal analog spielen. Wir haben heute einen Gast dabei, der ganz tief im Thema steckt und mit dem wir heute einen spannenden Dialog führen werden, nämlich Daniel Volke. Auf der einen Seite Leiter der Software-Entwicklung Virtual Reality, aber auf der anderen Seite eine spannende Persönlichkeit, er ist nämlich nicht nur Oldtimer-Rallye-Fahrer, sondern auch Doppeldecker-Pilot und Familienmensch. Herzlich willkommen, Daniel! #00:02:02.0#

 

Daniel Volke: Hallo, hallo, guten Tag! Ich freue mich, hier zu sein. #00:02:05.9#

 

Stefan Schmugge: Vielleicht kannst du uns und den Zuhörerinnen und Zuhörern, bevor wir in die Materie starten, ein bisschen was über dich erzählen. #00:02:13.4#

 

Daniel Volke: Was soll ich erzählen? Ich komme eigentlich aus dem Süden von Deutschland, bin in Wien auf die Uni gegangen und bin eigentlich jetzt seit 1993 hier oben im Norden in Wolfsburg. Und habe mich auch dran gewöhnt, es ist sehr schön. Und bin in der Fahrzeugentwicklung tätig, zunächst als Konstrukteur und auch später dann mal als Leiter des Modellbaus. Und habe so alle Stationen durchgemacht, die es so in der Fahrzeugentwicklung gibt. #00:02:44.4#

 

Stefan Schmugge: Wir nehmen euch mit in euer Unternehmen, Daniel, nämlich die VOLKE Entwicklungsring SE. Was genau macht ihr eigentlich von morgens bis abends? Wie muss man sich das Thema Fahrzeugentwicklung und Fahrzeugkonstruktion genau vorstellen? #00:02:58.1#

 

Daniel Volke: Die VOLKE Entwicklungs SE ist ein Dienstleister, der Fahrzeugentwicklung betreibt. Fahrzeugentwicklung ist ein großes Feld, das geht los bei der Konstruktion von Fahrzeugen bis hin zum Testen, bis hin zum Modellbau und zum Prototypen-Bau. Alle diese Bereiche decken wir ab. Berechnung ist auch dabei. Wie gesagt, also die ist sehr vielfältig, weil man wirklich an alle Probleme im Fahrzeugbau kommen kann und alle Probleme erleben kann. Und dadurch hat man einen sehr guten Überblick über den Fahrzeugbau. #00:03:39.3#

 

Stefan Schmugge: Wenn ich an Fahrzeugentwicklung denke, Daniel, dann kommen mir immer diese riesengroßen 1:1 Modelle in den Sinn. Kleine Modelle, aber eben auch riesengroße Modelle von Fahrzeugen, die man dann in einer riesengroßen Halle sieht. Ist das auch etwas, was ihr bei euch macht? #00:03:56.2#

 

Daniel Volke: Ja, das ist der Modellbau. Der Design-Modellbau, besser gesagt, ist der Bereich, in dem die Formen der neuen Fahrzeuge entstehen. Das ist ein Prozess, bei dem Designer, Techniker und Modelleure zusammenarbeiten in einer Modellhalle an sogenannten Clay-Modellen, früher auch Gipsmodelle. Dieses Clay ist ein Plastilin, ähnlich dem Kinder-Plastilin, und da wird skulpturiert im Grunde genommen. Die Modelleure sind wie so kleine Künstler, die schöne Formen herausarbeiten nach den Angaben des Designers. Das ist so der herkömmliche Prozess der Formgestaltung und Entwicklung. #00:04:42.4#

 

Stefan Schmugge: Spannend! Ich habe ja gesagt, ich freue mich wie ein kleines Schulkind auf diese Folge heute. Ich glaube, das wird auch so weitergehen. Daniel, wir haben vorhin gesagt, du bist Leiter des Bereiches Softwareentwicklung VR, oder anders, Virtual Reality. Was genau muss man sich unter dieser Rolle oder diesem Job vorstellen? Und was macht ihr da den ganzen Tag? Also das erste, was mir in den Kopf kommt, wäre: Brillen aufsetzen und den ganzen Tag lang spielen. Das wird es wahrscheinlich nicht sein. Aber gib uns doch mal einen kleinen Einblick in deinen täglichen Arbeitsablauf. #00:05:14.9#

 

Daniel Volke: Softwareentwicklung VR ist pures Programmieren, sag ich mal. Die VR­-Entwicklung, da muss ich ein bisschen Historie dazu erzählen. Ich habe ja früher den Modellbau geleitet und im Zuge der Digitalisierung auch des Modellbaus ist es interessant geworden, diesen Modellbau in den virtuellen Raum zu bringen. Und da ist die Idee geboren, wie es auch dann die ersten VR-Brillen gab, einen virtuellen Modell-Arbeitsplatz aufzubauen. Und so sind wir zur Entwicklung von Cloud Modelling gekommen. Das war der Anfang. Was machen wir den ganzen Tag? Wir entwickeln Werkzeuge, um im virtuellen Raum arbeiten zu können und zu konstruieren, zu designen und miteinander wirklich Dinge herstellen zu können als Datensatz. #00:06:11.9#

 

Stefan Schmugge: Jetzt hast du dieses Stichwort Cloud Modelling in den Raum geschmissen, in den virtuellen Raum. Was genau kann man sich darunter vorstellen? Was ist Cloud Modeling, was macht man da genau? #00:06:23.6#

 

Daniel Volke: Cloud Modelling, erst mal den Begriff. Cloud Modelling setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, ist übrigens ein geschützter Begriff jetzt mittlerweile schon: Die Cloud und das Modelling. Die Cloud ist hier nicht so zu verstehen wie allgemein üblich als Daten-Cloud, wir sehen die Cloud eher als den virtuellen Raum, die virtuelle Wolke, in die sich mehrere Leute hineinbringen können, um miteinander zu arbeiten. Das ist für uns die Cloud. Die Daten, die kann man ablegen, wo man will, man könnte sie auf seinen eigenen Rechner ablegen, man könnte die Daten auf einer Netzwerk-Festplatte ablegen, aber auch in einen Cloudspeicher, wenn man das möchte. Das bleibt ganz offen. Das Modelling bezieht sich auf das Arbeiten im virtuellen Raum. Und das ist sehr wichtig, weil wir wollen ja nicht nur im virtuellen Raum fertige Gebilde anschauen und darstellen, sondern wir wollen sie ähnlich wie am Modell-Arbeitsplatz verändern und bearbeiten, und zwar mit mehreren Leuten gleichzeitig. Dabei ist wichtig, dass wir die Leute nicht in einen Raum haben müssen, sondern die Leute können in unterschiedlichen Lokationen, also zum Beispiel einer in Hamburg, einer in Wolfsburg sein, und trotzdem miteinander arbeiten und sich gegeneinander sehen und miteinander an den gleichen Dingen arbeiten. #00:07:49.0#

 

Maria Nestroi: So, Daniel, Stefan, ich hätte da einen kleinen Content-Snack für euch. Der Kognitions- und Wissenschaftstheoretiker Winfried D’Avis schrieb 1999 in seinem Buch „Der informierte Mensch“: „In virtuellen Welten ist alles möglich, außer der Bewältigung der realen Welt.“ Daniel, das siehst du anders, richtig? #00:08:09.9#

 

Daniel Volke: Absolut! Weil man muss ja eins bedenken, in den letzten Jahren, in den letzten Jahrzehnten, hat die Digitalisierung in der Industrie und in der Entwicklung stark zugenommen und Daten sind eigentlich was Virtuelles. Ich kann Daten, die habe ich auf dem Rechner, die kann ich nicht anfassen. Die sind erst dann anfassbar, wenn ich aus diesen Daten Gegenstände erzeuge, sei es durch Fräsen oder Printen. Also die Grundlage für Qualität und für die Erzeugung in der heutigen Industrie sind Daten. Und daher, glaube ich, stimmt das nicht ganz. #00:08:45.2#

 

Maria Nestroi: Stefan, was sagst du denn dazu? Hast du eigentlich schon Erfahrung mit VR? #00:08:51.3#

 

Stefan Schmugge: Ich hätte gerne viel mehr Erfahrung mit VR. Meine Kinder sagen auch jeden Tag, ich soll mal für unsere Playstation eine VR-Brille kaufen. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, mich dazu durchzuringen. Aber ich kann von einem Besuch berichten beim Daniel und bei der VOLKE Entwicklungsring SE, wo ich mir das Ganze genau angeschaut habe. Und da habe ich natürlich auch mit einer VR-Brille gearbeitet, und muss sagen, das war genau wie in dem Film Matrix. Morpheus sagt ja in dem Film: „Dummerweise kann man niemandem erklären, was die Matrix ist, man muss es selbst erleben.“ Und genau das durfte ich bei einem Besuch von Daniel erleben, nämlich wir haben eine Windschutzscheibe zusammengebaut und konstruiert, um sie danach in einem Crashtest lustig zu verformen. Das ist schon was Besonderes gewesen. Von daher würde ich die Frage gleich mal weiterleiten an den Daniel: Wie genau sieht eigentlich euer tägliches Arbeiten aus? War das so ein Tag, den ich da erleben durfte, oder läuft das noch ganz anders ab? #00:09:58.6#

 

Daniel Volke: Ja, das trifft es schon, das ist schon so ähnlich, wie du das gesehen hast. Also zunächst mal, Matrix war ein ganz toller Film. Und Morpheus hat recht. Wir haben sehr oft die Erfahrung gemacht mit Leuten, die zum ersten Mal in die VR-Brille kommen, dass die dieses Aha-Erlebnis haben. Wenn man sich das Ganze betrachtet an einem Bildschirm, kann man ja machen, und sieht, wie die Leute im virtuellen Raum arbeiten, dann erlebt man das auf gar keinen Fall so wie, als hätte man selber die Brille auf. Das ist wirklich so, dass man in die Realität eintaucht. Das ist ein ganz anderes Gefühl. Und die meisten sind davon begeistert, muss ich sagen. Manche haben auch ein bisschen Angst. Gut, wir haben noch niemanden darin verloren, muss ich dazusagen. Das tägliche Arbeiten, das entwickelt sich mehr und mehr. Also der Design-Prozess hat sich eigentlich dahingehend geändert, dass halt alles jetzt im virtuellen Raum passiert und nicht mehr zuerst auf einem Blatt Papier und dann im Modell. Das kann man alles in den virtuellen Raum legen und hat damit natürlich auch die Vorteile von diesem virtuellen Raum immer mit sich. #00:11:06.0#

 

Stefan Schmugge: Vielleicht machen wir noch mal einen Schritt zurück. Du hast jetzt gerade ein bisschen angedeutet, wie der ursprüngliche Design- oder Entwicklungsprozess abgelaufen ist. Vielleicht nimmst du da uns noch ein bisschen mit ins Detail. Wie genau hat man in der Vergangenheit so ein Fahrzeug konstruiert und designt? Und vielleicht auch, welche Probleme gab‘s dabei in der Vergangenheit? #00:11:26.6#

 

Daniel Volke: Der Fahrzeugbau ist traditionell und lief jahrelang so ab, wie ich ihn jetzt gleich erkläre. Also es werden zunächst Ideen gesucht und die Designer machen Skizzen, schöne Bilder und malen die. Danach ist es meistens so, dass aus diesen Skizzen die besten ausgewählt werden. Und dann werden meistens erst mal 1:4 Modelle gemacht, also Modelle im Maßstab 1:4, nicht in Originalgröße. Die werden dann modelliert mehrere Wochen und optimiert, und der Designer bringt noch mal neue Ideen dort rein. Und wenn die fertig sind, werden die sogar meistens lackiert und von den Bestellern oder von den Chefs begutachtet und ausgewählt. Die besten Modelle werden dann abgetastet und daraus entstehen dann meistens große gefräste 1:1 Modelle. Das heißt also, man nimmt diese Abtastung, macht daraus Flächendaten. Also Abtasten heißt, man generiert Punktewolken aus der Oberfläche durch dieses photogrammetrische Verfahren und hat dann sehr viele Punkte von der Oberfläche, also die die Oberfläche beschreiben. Und die nimmt man dann ins CAD, diese Punkte, und versucht mit CAD-Mitteln daraus Flächendaten zu erstellen. Diese Flächendaten, die werden dann mit einem anderen Programm zu Fräsdaten umgewandelt und dann werden 1:1 Modelle in Clay gefräst. Wenn diese Modelle fertig sind, dann wird anhand dieser 1:1 Modelle weiter modelliert. Das heißt, der Designer und die vier Modelleure stehen am Modell und der Designer malt oder tapt mit Tape-Bändern, das ist so eine Art Klebeband, neue Linien drauf und optimiert sein Design und versucht die Form schöner und besser zu machen. Wenn das erfolgt ist, wird dieses 1:1 Modell wiederum abgetastet mit einem photogrammetrischen Verfahren und dann werden wieder Daten daraus erzeugt, die dann auch schon der Technik zur Verfügung gestellt werden. Diese Daten müssen natürlich auf Machbarkeit untersucht werden. Es gibt sehr viele Dinge, die man beachten muss beim Fahrzeugbau, zum Beispiel, dass man überhaupt aus dem Auto richtig rausgucken kann, dass man die Ampel sieht, dass die A-Säule, das ist die große Säule vorne, nicht alles verdeckt, weil man beim Abbiegen dann eventuell nicht irgendwelche Fußgänger sieht. Und all diese Dinge, die müssen eingehalten werden und müssen auch reingebracht werden. Also ist es ein Prozess, der quasi in mehreren Schleifen durchlebt wird. Man bekommt Änderungen von der Konstruktion, arbeitet die ins Modell ein, und dann tastet man wieder ab, überprüft es. Und so entsteht eine gewisse Reife von dem Modell, das dann zur weiteren Konstruktion und Entwicklung freigegeben wird dann. Das ist der herkömmliche Prozess im Design-Modellbau. Und den haben wir natürlich verändert. #00:14:37.2#

 

Stefan Schmugge: Das ist ja krass. Das heißt, wenn ich mir das gerade so vorstelle, dann müsstet ihr eigentlich eine Halle bei euch haben, wo ihr ganz viele fehlerhafte oder nicht im finalen Designprozess entstandene Clay Models rumstehen habt, oder recycelt ihr die dann immer wieder und nutzt die wieder neu? #00:14:54.1#

 

Daniel Volke: Die werden überfräst. Wenn man die alle jedes Mal neu fräsen würde, wäre das sehr, sehr teuer. Weil ich meine, so ein Modell, das Clay ist ja nicht leicht, erst mal so ein Modell, das wiegt schon mal so ein, zwei, drei Tonnen. Und der Platz, den hätten wir gar nicht. Also man muss die Modelle dann schon, wieder neues Clay drauf bringen und wieder abfräsen. Das wäre einfach nicht machbar, wenn man die alle aufheben würde. Viele werden aufgehoben und es gibt auch tatsächlich große Lager, wo solche Modelle aufgehoben werden. Es werden aber natürlich nicht alle Modelle aufgehoben. #00:15:27.2#

 

Stefan Schmugge: Das wäre für mich so ein Miniatur-Wunderland in Wolfsburg. Wahnsinn! Dann lass uns zurückkommen auf den virtuellen Raum. Vorhin hast du ein bisschen erklärt, was Cloud Modeling jetzt genau macht. Jetzt lass uns noch mal eintauchen in die Vorteile und die Möglichkeiten, die Cloud Modelling bietet, genau diesen Design-Prozess zu optimieren und zu verschlanken. #00:15:52.0#

 

Daniel Volke: Das Cloud Modeling hat natürlich einen Riesenvorteil, ich muss keine Modelle bauen. Das heißt, ich kann von vornherein gleich Flächendaten erzeugen und muss nicht erst ein Modell bauen und abtasten. Das ist erst mal der erste ganz große Punkt. Das spart Zeit und Geld. Weil Flächendaten aus Punktewolken erzeugen, das dauert schon eine gewisse Zeit, so ein, zwei Wochen mindestens. Und je schneller man eben solche Flächendaten hat, desto schneller kann man auch Untersuchungen machen. Das heißt, die technischen Einflüsse, die man ja einhalten muss, fließen schneller in das Modell ein. Das heißt, der Entwicklungsablauf verkürzt sich. Wenn jetzt der Techniker zum Beispiel auch eine VR-Brille hätte, könnte er beim Entstehen dieses Modells mit dem Designer und den Modelleuren sich die Brille aufsetzen, um das Auto herumgehen und schon mal visuell das Auto begutachten und seinen Input liefern, indem er sagt: Jungs, so wie ihr die Scheibe da reingebaut habt, werdet ihr nie rausgucken können. Das klappt nicht. Macht eine andere Scheibe. Das ist ja eine ganz wichtige Information. Früher musste man erst mal fertig modellieren, dann hat der nach ein, zwei Wochen erst die Daten bekommen und hat dann erst seine Expertise geliefert. Also technische Einflüsse lassen sich schneller in die Modelle reinbringen. Das ist das eine. Das zweite ist: Ich kann natürlich mit den Leuten zusammenarbeiten, die nicht unmittelbar vor Ort sind. Das heißt, wenn ich Experten zum Beispiel habe, die Experten für Lampen sind oder für Scheibenwischer oder für was weiß ich, Außenspiegel, dann muss der nicht unbedingt vor Ort jetzt hier sein, sondern der kann sich mit seiner VR-Brille im Homeoffice in Berlin oder sonst wo in den virtuellen Raum sich ja einklinken, sich das Modell anschauen, sich die Daten anschauen und sagen: So wie ihr das jetzt gemacht habt, ist das richtig. Oder ich würde dies und jenes machen, damit da jetzt keine Geräusche entstehen. Diese Dinge sparen Zeit, sparen Dienstreisen und es ist also ein schnelleres Entwickeln dadurch möglich eigentlich. Das sind erst mal die ersten beiden großen Vorteile. Ein weiterer Vorteil, ein ganz großer Vorteil, also auch für die Designer, ist, es gibt ja diese wunderbare Sache mit Paste und Copy. Kennt jeder, der einen Computer hat. Das ist mit Daten möglich. Ich kann Paste und Copy das Modell vervielfältigen und eine zweite Variante ganz schnell aufbauen, und die auch vergleichen. Damit kann ich sehr viel schneller und genauer feststellen, ob mein Design gut ist oder ob ich mich in die richtige Richtung entwickele. Weil viele Dinge muss man ausprobieren, ob die Linie schön ist, ob das gut wird, oder ob ich die etwas anders machen muss, kann ich damit viel besser vergleichen. Und das gibt eine weitere Freiheit für den Designer. Also das ist auch ein großer Vorteil. #00:18:54.0#

 

Stefan Schmugge: Cool! Das nimmt nämlich meine nächste Frage schon vorweg, die ich eigentlich noch stellen wollte, nämlich welchen Einfluss haben Copy & Paste und Delete auf das ganze Thema? Aber das hast du grad schon beantwortet. Super! Danke dir. #00:19:05.9#

 

Maria Nestroi: Daniel, wir kennen uns ja jetzt auch schon eine ganze Weile. Kannst du dich noch an unsere erste Begegnung beim Dell Technologies Forum erinnern? Ich weiß noch, du hast mir ziemlich schnell so eine Brille in die Hand gedrückt, und ich habe das Ganze dann mal live ausprobiert. Meine erste Frage war an dich: Die Leute sind doch hier nicht acht Stunden am Stück in dieser virtuellen Welt? Wird denen denn nicht dabei schlecht? Und da hast du nur gelacht. Willst du unseren Hörern nicht vielleicht die Antwort auch noch mal geben? #00:19:36.4#

 

Daniel Volke: Ja, das mache ich gerne. Es gibt etwas, das nennt sich Simulator-Krankheit. Das ist vergleichbar wie, wenn man schiffkrank, wie heißt das, wenn man krank wird auf einem Boot, also wenn man seekrank wird. Das passiert hauptsächlich dann, wenn die optischen Reize nicht zu den Reizen vom Innenohr zusammenpassen. Dann wird einem übel, und zwar richtig übel. Damit das nicht passiert, muss man Folgendes beachten in der virtuellen Welt. Man muss einen flüssigen Film quasi vor sich haben, man darf kein Ruckeln sehen. Und das kriegt man nur dann zustande, wenn man 90 Bilder pro Sekunde rendert und erzeugt. Und das ist auch schon die große Schwierigkeit, die an die Grenzen von auch heutigen Computern und Grafikkarten und Software gehen. Das ist das Hauptproblem. Wenn man das einhält und man hat ein gutes Bild, es ruckelt nicht, dann wird einem nicht schlecht. Also ich habe wenig Leute getroffen, denen schlechtgeworden ist. Natürlich kann man nicht acht Stunden immer unter der Brille bleiben, weil einem ja auch ein bisschen heiß wird unter der Brille. Aber meine Erfahrung ist auch mit Neulingen, die damit arbeiten, so ab dem zweiten, dritten Tag setzen die die Brille auf, und wenn sie sie wieder absetzen, sind sechs Stunden vorbei, und die sagen: Was? Schon vorbei? Also die Leute gewöhnen sich sehr dran und bleiben auch dann wirklich da drin, weil sie das als echte Realität so ein bisschen wahrnehmen. Bisher gab‘s keine großen Probleme damit, muss ich sagen. #00:21:12.2#

 

Stefan Schmugge: Hier ist wieder der Schuljunge, der sich wahnsinnig freut, wenn er eine VR-Brille aufhat. Ich bringe die Zuhörerinnen und Zuhörer noch mal zurück in den Moment, als ich das erste Mal bei Daniel war und auch so eine Brille aufgesetzt habe. Mir wurde in der Tat nicht schlecht, und das, was Daniel beschrieben hat mit der Zeit, die ging wirklich rasend schnell vorbei. Vielleicht auch, weil ich so unglaublich aufgeregt war. Ich hatte am Anfang schon von diesem Crashtest erzählt, den wir gemacht haben. Und da fand ich so faszinierend, dass man normalerweise ja so einen Crashtest filmt und dann sieht man, wie zum Beispiel dieses Auto auf diesen Prellbock knallt und wie der Crashtest Dummy da so hin und her juckelt. Und da kann man sich diesen Film angucken. Daniel, vielleicht kannst du noch mal beschreiben, wie so ein Crashtest jetzt im Cloud Modelling genau abläuft und was ihr daraus für enorme Vorteile ziehen könnt. #00:22:02.9#

 

Daniel Volke: Wir reden jetzt hier über die Ergebnisse aus einer Simulationsberechnung, aus einer Finite-Element-Simulationsberechnung. Und da gibt es die sogenannten Crash Tests. Die werden auf Großrechnern berechnet und die Ergebnisse aus diesen Crashtests, die können wir im Cloud Modelling darstellen. Das Gute daran ist, dass ich jetzt nicht einzelne Bilder sehe oder einen Film sehe, sondern ich habe dieses Modell wirklich als 1:1 Modell im virtuellen Raum und ich kann drumherum gehen, ich kann mit dem Kopf eintauchen, ich kann mich ins Fahrzeug reinsetzen und auch wirklich die Verformung der einzelnen Teile, zum Beispiel das Lenkrad, das nach oben geschoben wird, oder der Sitz, der nach vorne gedrückt wird, wirklich anschauen, um wirklich festzustellen, welche Teile geben wann wie nach. Und das halte ich für eine gute Möglichkeit, auch transparent und bildlich den Leuten klarzumachen: Mensch, also hier dein Längsträger, da müsstest du wirklich mal das Blech etwas dicker machen, weil sonst knickt der da ab und stößt dem Fahrer durchs Herz. Das wäre ja nicht so gut jetzt im Moment. Und diese Dinge, glaube ich, das hilft auch für das Verständnis von den Konstrukteuren, die sich sowas anschauen. Das war die eigentliche Idee, solche Simulationen darzustellen. Eine weitere wäre natürlich, die haben wir auch schon mal ausprobiert, Strömungsanalysen zu machen. Das heißt, wenn ich jetzt ein Fahrzeug oder irgendeinen Gegenstand halt im virtuellen Raum habe, dann könnte ich mit einem Simulationsprogramm, das ist nicht Cloud Modelling, mit einem anderen Programm die Strömung berechnen und mir angucken, wie denn diese Strömungslinien sich verwirbeln rund ums Fahrzeug. Das ist auch sehr interessant, weil gerade Fahrzeuggeräusche entstehen durch Wind und durch Windgeräusche hauptsächlich. Und wenn man da große Verwirbelungen hat, dann ist das sehr unangenehm im Fahrzeug, da muss man sehr darauf Acht geben. #00:24:03.8#

 

Stefan Schmugge: Ich versuche mir noch mal das Bild in den Kopf zu bringen, B-Säule einmal ins Herz ist wirklich nicht angenehm. Von daher lass uns mal den Bereich Fahrzeugentwicklung verlassen und einen Schwenk machen. Gibt es andere Anwendungsfelder für den Bereich der Nutzung von Virtual Reality? Und wenn ja, vielleicht kannst du dazu ein bisschen was aus dem Nähkästchen erzählen, Daniel. #00:24:29.2#

 

Daniel Volke: Grundsätzlich, glaube ich, wird die Anwendung von virtueller Realität ein großes Feld einnehmen. Man kann also abgesehen von Architektur natürlich alle geometrischen Geschichten, wo ich Häuser ausstatte, Möbel hin und her schiebe, Anlagen ausstatte, Prüfstände ausstatte, diese Dinge, die lassen sich natürlich wunderbar im virtuellen Raum machen und man hat auch gleich dann die CAD-Daten dazu und dokumentiert. Simulation, haben wir ja jetzt grad gehabt hier mit Finite Elemente, und aber auch kinematische Simulationen, wie zum Beispiel, ich sehe, wie sich jetzt ein Kolben in einem Motor bewegt, oder ich sehe eine Türöffnung und will feststellen, ob meine Gelenksachse die richtige ist, ohne dass die Tür sich irgendwie ins Blech reindreht und ähnliche Dinge. Was man noch machen kann, ist, ich glaube, in Zukunft wird man auch über den virtuellen Raum Maschinen steuern können. Zum Beispiel einen Manipulator oder einen Roboter wird man darüber steuern können, indem ich einfach meine Handbewegung, die wird dann der Roboter nachmachen. Das heißt, ich hätte dann quasi den Roboter als meinen Avatar in der Wirklichkeit, und ich in der virtuellen Welt kann ihn bewegen. Hätte Riesenvorteile, weil ich ja den Roboter dann in gefährliche Räume bei Giftstoffen oder ähnlichen schwierigen Situationen einsetzen kann, ohne mein Leben zu riskieren. Ein weiteres Beispiel sind Trainingsaufgaben. Also man kann im virtuellen Raum wunderbar Schulungen machen, indem ich sage jetzt: Mensch, wenn du jetzt dieses Teil zusammenbaust oder diesen Motor zusammenbaust, dann musst du zuerst das bauen, dann nimmst du das und steckst das dahin. Das ist, glaube ich, für die Schulung ganz, ganz wesentlich. Also mir fallen viele Anwendungen ein, und das Feld ist weit offen. Ich hoffe, da kommt einiges davon. #00:26:31.5#

 

Maria Nestroi: Daniel, wir haben am Anfang gehört, dass du dich privat für Oldtimer und Flugzeuge interessierst. Mich würde jetzt interessieren, ob du deinen Job auch im privaten Umfeld einsetzt. #00:26:43.5#

 

Daniel Volke: Was kann ich dazu sagen? Oldtimer zuerst. Also ich habe ein altes Auto restauriert, ein englisches altes Auto von der Firma Jaguar. Und, mein Gott, was soll ich sagen, es gibt nicht immer alle Teile, die man kaufen kann, man muss auch manche Dinge wieder nachbauen und erzeugen. Und das lässt sich natürlich wunderbar im virtuellen Raum machen. Könnte man natürlich auch mit CAD machen. Aber wenn ich jetzt zum Beispiel Arbeitsräume abscanne und die in den virtuellen Raum reinbringe, dann kann ich natürlich gleich so konstruieren, dass das Teil auch zum Beispiel in den Motorraum reinpasst. Solche Dinge lassen sich wunderbar in VR erledigen. Was das Fliegen betrifft, nun, es gibt ja viele, es gibt nicht viele, sondern es gibt einige Flugsimulatoren im virtuellen Raum, wo man schon quasi mit fliegen kann. Fühlt sich gut an, hat aber, aus meiner Sicht, nicht ganz was mit dem wirklichen Fliegen zu tun. Also das ist dann schon noch ein sehr großer Unterschied. Ich merke das immer, ich bin kein guter Simulator-Flieger, ich fliege aber, kann trotzdem ganz gut mit meinem Flugzeug umgehen. Da ist schon ein großer Unterschied und wird auch immer ein großer Unterschied bleiben. #00:28:01.7#

 

Stefan Schmugge: Was sagt eigentlich unser Bord-Proviant heute? #00:28:04.8#

 

Maria Nestroi: Unser Bord-Proviant ist natürlich noch gefüllt. Ich habe eine nette Analyse von PWC für euch. Und zwar werden virtuelle und Augmented Reality künftig einen erheblichen Einfluss auf die Beschäftigung haben. Derzeit sind rund 824.000 Jobs weltweit direkt von VR und AR beeinflusst, und bis 2030 könnte sich die Anzahl der Menschen, die AR- oder VR-gestützt arbeiten, auf rund 23,4 Millionen erhöhen. Daniel, wenn wir denn jetzt in die Zukunft blicken oder in das Jahr 2030, was denkst du, in welchen Bereichen lassen sich künftig noch mehr Prozesse in den virtuellen Raum verlagern? #00:28:46.4#

 

Daniel Volke: Oh ja, da denke ich, das wird passieren. Es werden viele Prozesse in den virtuellen Raum verlagert werden, überall dort, wo Daten gebraucht werden. Und man darf ja eins nicht vergessen, dadurch dass man im virtuellen Raum, im digitalen Raum ist, kann man das ja von überall aus von der Erde machen. Und das spart natürlich unheimlich CO2, weil die Leute nicht mehr durch die Gegend fahren müssen und schneller sich mit anderen Leuten verbinden können. Es ist eine andere, eine neue Art der Kommunikation auch unter anderem. Was für neue Prozesse wird es geben? Also ich denke mal, es wird große Anwendungen geben auch in der Medizin. Es wird, je nach dem, also ein wichtiger Punkt ist halt, dass man von der virtuellen Welt dann auch wieder in die reale Welt rauskommt. Weil es nützt mir nichts, wenn ich im virtuellen Raum zu meinem virtuellen Drucker gehe und ein Papier ausdrucke. Ich habe dann kein Papier, das ist virtuell. Das muss schon am richtigen Drucker passieren. Und so ist das auch mit Geometrien oder mit Teilen, die ich konstruiere. Die müssen irgendwann mal erzeugt werden, sei es durch Fräsen oder durch Printen. Und diese Techniken, die werden immer besser. Das liest man und sieht man ja. Man kann schon bereits mit Teilprinten Dinge machen. Und somit ist natürlich die Anwendung für viele Leute auch gegeben, die ihre Dinge individueller gestalten wollen. Da sehe ich, dass dann große Anwendungen kommen. Das wird auch in der Architektur so sein und das wird bei vielen Möglichkeiten so sein, wo die Leute das nutzen und verwenden werden. #00:30:27.0#

 

Maria Nestroi: Daniel, wenn ich dir jetzt so zuhöre, dann kommt mir der Gedanke, dass sich die Zusammenarbeit dadurch, dass ich den ganzen Tag im virtuellen Raum bin, natürlich völlig verändert und auch das Kollegenverhältnis untereinander. Kannst du dazu etwas sagen? Hast du das bei dir im Unternehmen schon mitbekommen? #00:30:45.1#

 

Daniel Volke: Es vereinfacht vieles, weil ich einfach nicht dauernd irgendwohin fahren muss. Und tja, was soll ich sagen, im virtuellen Raum, ich kann mit Leuten angenehm zusammenarbeiten, es wird auch die Zusammenarbeit, wo ich eben mehr Gesichter erkenne oder mehr die Individualität der Leute erkenne, wird sich verbessern. Da arbeitet man ja dran. Ich meine, im virtuellen Raum kann ich keinen verletzen, sage ich mal. Also wenn mir jetzt ein Fehler unterläuft und ich haue jemanden mit einer Fläche im virtuellen Raum auf den Kopf, dann spürt der das nicht. Das kann ich sicher sagen. #00:31:27.7#

 

Maria Nestroi: Und so als Snack-beauftragter, ich mag gerne Kaffeerunden, oder wenn ich zum Teeautomaten gehe und mal einen Kollegen treffe. Gibt es bei euch noch so richtige Mittagspausen oder Kaffeepausen? Setzt ihr euch auch mal haptisch zusammen? #00:31:46.8#

 

Daniel Volke: Natürlich setzen wir uns zusammen und natürlich sind wir nicht nur im virtuellen Raum, das ist ganz klar. Und natürlich trinken wir gerne Kaffee, ich besonders. Also der virtuelle Raum wird sicherlich nicht der Ersatz sein für alles. Das möchte ich ganz klarstellen. Aber es wird vieles erleichtern und vieles schnellermachen. #00:32:05.5#

 

Stefan Schmugge: Lass uns mal abbiegen in die Richtung, was ein Unternehmen an Grundlagen schaffen muss, um im virtuellen Raum arbeiten zu können. Was für Voraussetzungen muss zum Beispiel ein Unternehmen schaffen, um diese Vorteile nutzen zu können? #00:32:19.5#

 

Daniel Volke: Was die Voraussetzungen sind? Also einfach im Grunde genommen brauche ich eine mobile Workstation oder eine normale Workstation und eine VR-Brille und einen Internet-Anschluss. Das reicht, damit kann ich arbeiten. #00:32:34.7#

 

Stefan Schmugge: Das ist easy. #00:32:37.1#

 

Daniel Volke: Das ist wirklich für jeden erreichbar. Ich denke auch besonders an Leute, die gerne zu Hause arbeiten, also Heimarbeitsplätze. Ich bin ein großer Fan von Heimarbeitsplätzen, weil ich denke, dass es nicht nötig sein wird, in der Zukunft große Büros und Bürotowers zu haben. Ich denke, die Zukunft wird so sein, dass man auch wirklich mehr zu Hause arbeiten kann oder wo immer man eben gerade ist. Und das eben mit der virtuellen Realität wunderbar erreichen kann. Man muss sich mal vorstellen, was das an Verkehr sparen würde oder an Gebäuden, die ich nicht mehr bauen muss, wenn die Leute mehr virtuelle Arbeitsplätze hätten. Das ist ja enorm, das sind Kosten und Zeiten, die wirklich sehr groß wären. #00:33:28.7#

 

Stefan Schmugge: Gebe ich dir recht. Und allein das Thema Globalisierung, noch näher zusammenbringen, wenn ein Entwickler in China mit einem Entwickler in Nordamerika mit einem Entwickler in Wolfsburg gemeinsam an einem Fahrzeug arbeiten kann, das ist natürlich mit Geld und mit CO2-Einsparungen nicht aufzuwiegen. #00:33:45.5#

 

Daniel Volke: Ja, ganz sicher. Vor allen Dingen ist es auch so, es werden auch mehr Experten vielfältiger einsetzbar sein. Wenn ich jetzt einen Experten in China habe, der für, was weiß ich, Rückspiegel, oder einen Arzt, der für Knieoperationen ein Spezialist ist, dann kann ich den im virtuellen Raum quasi hier vor Ort haben und der kann mir das auch zeigen und kann mich trainieren oder kann auch mit Hilfe von Manipulatoren die Operation hier durchführen. Die Experten werden vielfältiger einsetzbar sein und es wird ein besseres Ergebnis da sein. #00:34:21.7#

 

Stefan Schmugge: Ich habe anfangs gesagt, ich bin Filmfan. Ich stelle mir jetzt folgende zwei Situation vor. Die erste Situation, ich bin ein Profiler und muss versuchen, einen Tathergang nachzustellen. Also so Dinge wie, von unten wurde geschossen, wo ist die Kugel eingeschlagen, welche Geschwindigkeit hatte die, war der Mord überhaupt so möglich? Das wäre das erste Szenario vielleicht für VR. Und das zweite: Ich bin ein böser Versicherungsbetrüger und versuche regelmäßig mit meinem fetten SUV-Autos links in die Seite zu fahren, um danach die Versicherungsprämie zu prellen. Können diese beiden Szenarien mit VR irgendwie unterstützt werden? #00:34:59.0#

 

Daniel Volke: Das erste in jedem Fall, weil da geht’s um Geometrie. Und wenn ich jetzt den Ort des Geschehens im virtuellen Raum nachbilde, dann kann ich natürlich die Position des Getroffenen einzeichnen, ich kann die Flugbahn der Kugel einzeichnen, kann mir überlegen, also der kann nur aus der und der Richtung geschossen haben und dort und dort haben die anderen Leute gestanden und haben dies und jenes gesehen. Das kann man sehr gut im virtuellen Raum machen. Unfälle nachstellen oder nachbauen wird schwierig, weil gerade, wenn es um Materialien, die sich verformen, geht, ist es immer nur eine Simulation. Das heißt, da kann die Realität immer anders ausschauen. Darum gibt es viele Experten, die diese Bedingungen, die überhaupt vor Ort geherrscht haben, überprüfen, um sich dann ein Bild zu machen. Man wird nie alle Umweltumstände simulieren können, das kann kein Rechner der Welt. Allein die Luftfeuchtigkeit, der Bodenbelag, die Situation, wie sie gerade war, das ist schwer zu simulieren, das wird man nicht mit Computern lösen können. Und der virtuelle Raum ist in dem Fall auch nur ein Darstellungsraum. Das macht da wenig Sinn aus meiner Sicht. #00:36:20.8#

 

Stefan Schmugge: Das ist eine schöne Überleitung zu der Frage: Wo sind denn die Limitationen von Virtual Reality? Welche Dinge kann ich denn in der entspannten Realität heute doch anders und besser machen als in VR? Oder vielleicht die blöde Frage: Gibt’s überhaupt Limitationen in VR? #00:36:38.7#

 

Daniel Volke: Oh ja, da gibt’s schon Limitationen. Für mich ist mal eins ganz klar: Taktile Geschichten und Gerüche und ähnliche Sachen, also Fühlen, Greifen wird man im virtuellen Raum noch nicht machen können. Das geht einfach nicht. Ich meine, wir haben das mit Datenhandschuhen ausprobiert und mit vielen Dingen, aber das wird nie die Realität darstellen. Man kann im virtuellen Raum eigentlich nur den Gehörsinn und den Sehsinn darstellen. Alles andere wie, ich merke, dass ich aus der Kurve gezogen werde oder ich fühle die und die Kräfte, die lassen sich im virtuellen Raum nicht darstellen. Und dementsprechend ist das natürlich limitiert auf Geometrie hauptsächlich. #00:37:27.4#

 

Stefan Schmugge: Daniel, wir werden wieder ein bisschen persönlicher. Von mir als Familien-Papa an dich als Familien-Papa: Wie sieht es aus, lässt du deine Tochter auch im virtuellen Raum spielen und arbeiten? Oder was genau sind da die Einschränkungen vielleicht für Kinder? #00:37:42.8#

 

Daniel Volke: Gut, die allgemeinen Einschränkungen für Kinder sind natürlich, dass sie nicht zu viel eben am Computer hängen und sich auch mit ihren Freunden direkt treffen. Meine Tochter ist eine Expertin im virtuellen Raum. Wenn man sieht, was die mit dem VR Minecraft für Welten aufbaut, da komme ich nicht mehr hinterher, da schlägt die mich um Längen. Also da ist die ein echter Experte und da will ich auch gar nicht mehr mit ihr konkurrieren. Sie gibt mir dann Tipps, wie ich Dinge bessermachen kann im virtuellen Raum. Und das hat sich jetzt eingebürgert, so wie es ist. Also sie hat großen Spaß daran, will ich damit sagen. #00:38:22.4#

 

Maria Nestroi: Daniel, was mich jetzt interessiert: Wie alt ist denn deine Tochter eigentlich? Und kannst du ihre Tipps tatsächlich in deinen Beruf einbringen? #00:38:31.6#

 

Daniel Volke: Meine Tochter ist 12 Jahre alt und ihre Tipps sind manchmal sehr interessant und sind zumindest Anregungen in vielerlei Hinsicht, wie man Dinge auch angucken kann. Also das muss ich schon sagen. Die werde ich sicher nicht direkt reinbringen können, aber es sind Anregungen. #00:38:50.0#

 

Maria Nestroi: Wenn ich jetzt daran denke, 2030, denkst du, bis dahin werden komplett neue Berufsbilder entstehen, die nur auf VR basieren? Oder vielleicht gibt es das bei euch im Unternehmen schon? #00:39:06.0#

 

Daniel Volke: Ich glaube nicht, dass es so wie in manchen Science-Fiction-Filmen ist, dass der Mensch dann nur noch zu Hause sitzt und sein Avatar durch die Straßen läuft und er alles nur noch im Kopfkino sieht. Das glaube ich nicht. Ich glaube, das VR wird ein Werkzeug werden, das wie der Computer heute ganz normal angewandt wird. Und die persönliche Kommunikation, das persönliche Treffen wird natürlich weiter da sein. Der Mensch möchte sich mit dem anderen treffen, das ist ganz klar. Aber er muss sich eben nicht mehr mit so vielen Leuten gezwungenermaßen treffen und kann sich dann sehr viel genauer aussuchen, wen er eigentlich trifft und wen er eigentlich nur im VR-Raum trifft. Das wird natürlich helfen, weil man hat auch nur bestimmte Zeit zur Verfügung, Leute zu treffen oder zu arbeiten. Und das hilft dann, die Zeit zu optimieren, die man so hat. #00:40:00.6#

 

Stefan Schmugge: Da macht’s wieder Pling! und der Filmfan hat wieder ein Bild im Kopf, nämlich den Film Avatar. In dem der Kollege eigentlich liegt, eine VR-Brille aufhat und das ganze Thema virtuell in seinem Kopf oder vor seinem Gesicht abläuft. Da stelle ich mir ein bisschen die Frage, jetzt gesellschaftspolitisch gesehen, ob der User dann nicht irgendwann vereinsamt. Was meinst du dazu, Daniel? #00:40:25.6#

 

Daniel Volke: Das glaube ich nicht, dass das so kommen wird. Weil die VR-Welt hat Grenzen, das heißt, man kann keine Kräfte spüren. Also wenn ich jetzt mit einem Auto um die Ecke fahre, spüre ich, wie ich nach außen gedrückt werde. Das merke ich im virtuellen Raum natürlich überhaupt nicht. Da ist schon mal eine ganz wesentliche Grenze. Und das zweite ist: Ich werde die virtuelle Welt mehr als Werkzeug anwenden, und für meine privaten Kontakte, wo ich wirklich mit Leuten interagieren möchte und reden möchte und Kaffee trinken möchte, bleibt mir dann mehr Zeit übrig, weil ich ja effizienter in meiner Arbeitswelt bin, wo ich im virtuellen Raum arbeite. Da sehe ich schon einen großen Vorteil drin. #00:41:09.6#

 

Maria Nestroi: Daniel, eine letzte Frage habe ich noch von meiner Seite. Du hast jetzt superviel über das Cloud Modelling erzählt. Können auch andere Unternehmen mit eurer Technik arbeiten? #00:41:21.2#

 

Daniel Volke: Selbstverständlich. Also das Cloud Modelling bezieht sich nicht nur auf Automobilentwicklung. Das bezieht sich, das ist quasi ein virtuelles CAD-Programm und man kann damit Spielzeuge basteln, man kann damit Architektur machen, man kann Gartenarchitektur machen. Was immer man mit Geometrie erzeugen möchte, kann man damit machen. Es ist also für alle geometrischen Belange anwendbar. #00:41:46.9#

 

Maria Nestroi: Spannend! #00:41:48.3#

 

Stefan Schmugge: Unsere Fahrt nähert sich leider schon wieder dem Ende und ich muss dich gleich schweren Herzens rauslassen, Daniel. Aber bevor wir uns verabschieden, noch eine allerletzte Frage an dich: Was glaubst du, wie sieht die Arbeitswelt bei euch in Richtung 2030, so heißt ja unser Podcast, aus? Was glaubst du? #00:42:09.7#

 

Daniel Volke: Ich denke, die Arbeitswelt wird sich dahingehend verändern, dass nicht unbedingt alle Leute immer an einen Punkt fahren müssen, um zu arbeiten. Man wird mehr Heimarbeit haben, man wird mit Leuten zusammenarbeiten, die auf der Welt verstreut sind. Und dadurch auch mehr Einflüsse in die Arbeit reinbekommen, das heißt, es wird vielfältiger. Und die Welt wird eher zum Dorf, aus meiner Sicht. Das kann man nur als positiv sehen. #00:42:41.9#

 

Sie haben Ihr Ziel erreicht.

 

Maria Nestroi: So, Daniel, leider sind wir jetzt am Ende unserer heutigen Etappe und ich muss dich jetzt leider aussteigen lassen. Es war ein superschöner Dialog mit dir und ich möchte mich ganz herzlich bedanken, dass du heute unser Gast warst. #00:42:58.1#

 

Daniel Volke: Vielen Dank für die Einladung! Es hat mir auch großen Spaß gemacht und ich fahre gerne mit euch das nächste Mal wieder mit. #00:43:05.5#

 

Stefan Schmugge: Großartig, Daniel! Bis bald in Wolfsburg! Auch von meiner Seite noch mal ein herzliches Dankeschön an Daniel Volke. Ein, wie ich finde, extrem spannender Einblick in den Bereich VR. Und speziell, welche Vorteile VR bietet im Arbeitsumfeld und im Arbeitsalltag, nämlich dass unterschiedlichste Leute an unterschiedlichen Standorten an ein und demselben Projekt zusammenarbeiten können. Dazu kommen positive Aspekte wie, ich spare extrem viel Zeit ein an dem Projekt, ich minimiere Fehlerpotenzial und ich spare natürlich auch sehr viel CO2 ein. Denn die Leute müssen nicht einfach mehr zusammen fliegen und sich irgendwo treffen, sondern sie arbeiten gemeinsam im virtuellen Raum. Wir haben ergründet, dass es auch unterschiedlichste Anwendungsbereiche gibt für VR, nicht nur in der Fahrzeugentwicklung, sondern vielleicht auch im medizinischen Bereich, im Bereich von Schulungen, im Bereich von vielleicht sogar virtuellen Klassenzimmern, in denen die Schüler gemeinsam miteinander arbeiten können und sich so zum Beispiel in den aktuellen Zeiten besser und eher sehen können. Auch haben wir ergründet, dass es natürlich aber auch noch Limitationen gibt. Es gibt bestimmte Dinge, die ich mit VR einfach nicht abbilden kann. Wir haben das kleine Beispiel gebracht, dass der Versicherungsbetrüger wahrscheinlich nicht mit der VR Technology überführt werden kann. Im Großen und Ganzen kann man sagen, ein, wie ich finde, sehr spannendes Thema, was man, wie Morpheus gesagt hat, wirklich nur selbst erleben kann. Also von uns der kleine Appell und Tipp: Setzen Sie mal eine VR-Brille auf, probieren Sie es aus! Und wir freuen uns auf Sie wieder in zwei Wochen hier an derselben Stelle. #00:44:39.7#

 

Maria Nestroi: Wenn euch die Folge gefallen hat, würden wir uns freuen, wenn ihr unseren Podcast auf Spotify, SoundCloud oder der Dell Technologies Mediathek abonnieren würdet. In der nächsten Folge in zwei Wochen geht’s um die Zukunft der Arbeitswelt. Dafür haben wir die Botschafterin der Generation Y und Z Dr. Steffi Burkhart eingeladen. Seid gespannt! #00:45:02.0#

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